Vorderer Knieschmerz
Ursachen, Symptome und Behandlung
Der vordere Knieschmerz beschreibt Schmerzen, die um die Kniescheibe herum auftreten. Hier spricht man üblicherweise vom „Patellofemoralen Schmerzsyndrom“ (PFSS). „Patellofemoral“ bezeichnet dabei den Bereich zwischen Kniescheibe (Patella) und Oberschenkelknochen (Femur).
Beim PFSS handelt es sich allerdings nur um einen Ober- bzw. Sammelbegriff. Die Schmerzen können verschiedene Ursachen haben. Dazu zählt häufig die sogenannte Gleitbahnstörung bzw. Luxationsneigung (Patellaluxation) auch: Kniescheibenfehlstellung (Lateralisation der Patella bzw. Patellasubluxation). Die Kniescheibe springt dabei aus ihrer Führung (Luxation) und weicht nach außen ab. Dies kann infolge einer Kniegelenksverletzung oder aufgrund mangelnder muskulärer Führung auftreten. Auch eine Arthrose an der Kniescheibe kann zu vorderen Knieschmerzen führen. PFSS kommt mehrheitlich bei jungen, aktiven Frauen und Teenagern vor. Mit der richtigen Behandlung und den passenden Hilfsmitteln lassen sich die Symptome häufig deutlich lindern und klingen bestenfalls sogar ganz ab.
Was verbirgt sich hinter dem Patellofemoralen Schmerzsyndrom?
Kurz gesagt: PFSS ist ein Sammelbegriff für verschiedene Beschwerden im Bereich des vorderen Abschnitts des Kniegelenks, in unmittelbarer Umgebung der Kniescheibe. Die Bandbreite möglicher Ursachen reicht von Fehlstellungen wie der Gleitbahnstörung bis hin zu Knorpelschäden. Zu Letzteren zählen auch die Chondropathie (Chondropathia patellae), Chondromalazie und schlimmstenfalls eine Retropatellararthrose (Kniescheibenarthrose).
Chondropathie ist der Oberbegriff für krankhafte Veränderungen des Gelenkknorpels. Derartige Veränderungen können wiederum eine Vielzahl von Ursachen haben und beispielsweise traumatisch, degenerativ oder entzündlich bedingt sein. Bei einer Chondromalazie handelt es sich um eine degenerative Erkrankung des Gelenkknorpels. Der Knorpel weicht dabei auf – meist aufgrund einer Überlastung oder Verletzung. Dies kann zum Knorpelverlust führen. In vielen Fällen können sich Chondropathie und Chondromalazie aber wieder zurückbilden.
Eine Retropatellararthrose zählt zu den schlimmsten Langzeitfolgen. Derartige Verschleißerscheinungen an der Kniescheibe sowie am Kniescheibengleitlager treten häufig in der Altersgruppe über 50 Jahre auf. Oft folgt eine Kniescheibenarthrose nach Verletzungen wie Bruch oder Verrenkung der Kniescheibe, nach Kreuzbandverletzung, aber auch aufgrund von Gleitbahnstörungen. Fehlpositionen der Kniescheibe wie Hochstand, Tiefstand und Verlagerung nach außen, können einen entsprechenden Verschleiß ebenso begünstigen, wie eine Schwäche der Oberschenkel- und Hüftmuskulatur.
Wer ist wann von vorderen Knieschmerzen betroffen?
Mehr als jeder fünfte Deutsche verspürt mindestens einmal oder auch mehrmals im Leben vordere Knieschmerzen. Das Patellofemorale Schmerzsyndrom auf Basis einer Gleitbahnstörung, Patellaluxation bzw. Patellasubluxation gilt in der Sportmedizin als eine der häufigsten Krankheiten des Bewegungsapparats und als die häufigste Ursache für Knieschmerzen generell. Sehr oft sind junge Frauen und Mädchen betroffen, die sich regelmäßig sportlich betätigen. Vordere Knieschmerzen kommen bei Frauen mehr als doppelt so häufig vor wie bei Männern. Das Patellofemorale Schmerzsyndrom kann jedoch jeden treffen. Grund dafür ist, wie oben geschildert, oft eine verkürzte oder geschwächte Oberschenkelmuskulatur. Auch Fehlstellungen der Kniescheibe (Patella) oder Füße sowie eine Überbelastung können ursächlich dafür sein. Experten gehen deshalb davon aus, dass mehrere Faktoren im Zusammenspiel die Schmerzen hervorrufen.
Was passiert bei einer Gleitbahnstörung?
Die Kniescheibe (Patella) befindet sich oberhalb des Kniegelenks und bewegt sich am meisten, wenn das Knie angewinkelt oder das Bein ausgestreckt wird. Dabei gleitet sie wie auf einer Schiene in einer speziellen Gleitbahn am Oberschenkel. Eine Fehlstellung der Patella oder eine Überbelastung des Gelenks können dazu führen, dass sich die Kniescheibe zu einer Seite hin verschiebt und Irritationen zwischen der Kniescheibe und dem Kniegelenk auftreten. In der Regel verschiebt sich die Patella nach lateral, also zur Außenseite des Kniegelenks. Das geschieht in den meisten Fällen bei einem Beugungswinkel zwischen 10 und 30 Grad, da die Kniescheibe in diesem Bereich vergleichsweise wenig knöchern geführt wird. Diese Fehlführung äußert sich schließlich durch Schmerzen und kann so zum Patellofemoralen Schmerzsyndrom oder sogar zu einer Luxation der Patella führen. Ist der Beugungswinkel des Kniegelenks größer als 30 Grad, reduziert sich das Risiko einer falschen Führung, da die Kniescheibe dann fester verankert ist.
Vorderer Knieschmerz tritt meist allmählich auf und verschlechtert sich besonders bei äußerer Belastung wie Sport, Treppensteigen, langem Sitzen und dem Beugen der Knie. Im Ruhemodus nehmen die Schmerzen häufig wieder ab. Der Krankheitsverlauf hat mit der richtigen Therapie eine sehr gute Prognose. Manchmal verschwinden die Beschwerden im vorderen Knie auch von selbst wieder.
Symptome bei vorderen Knieschmerzen
Das Patellofemorale Schmerzsyndrom bringt diffuse Symptome mit sich. Betroffene spüren Schmerzen im gesamten vorderen Kniebereich oder neben, hinter und unter der Kniescheibe. Die Schmerzen treten zu Anfang meist nur auf, wenn das Bein belastet wird. Besteht der vordere Knieschmerz bereits seit längerer Zeit, kann es auch zu chronischen Beschwerden sowie Knieschmerzen im Ruhemodus kommen. Betroffene empfinden die Schmerzen meist als stechend, brennend oder dumpf und konzentriert an einer Stelle; manchmal strahlen sie auch ins gesamte vordere Kniegelenk aus. Vordere Knieschmerzen treten jedoch meist nur in einem Knie auf, selten sind beide Kniegelenke betroffen. Außer über Schmerzen im vorderen Bereich des Knies berichten Patienten auch vermehrt von Knackgeräuschen bei Belastungen, Reibegeräuschen oder einem Schnappen sowie Instabilitätsgefühl der Kniescheibe. Die Symptome können spontan verschwinden, bei wenigen Patienten bleiben sie allerdings über Jahre bestehen.
Training zur Behandlung des vorderen Knieschmerzes
Die Symptome des Patellofemoralen Schmerzsyndroms lassen sich oft durch eine Schonung der Kniegelenke und eine Änderung der Trainingsroutine verbessern. Auf belastende Bewegungsabläufe und Sportarten wie Joggen oder Fußball sollten Betroffene verzichten. Gute Trainingsalternativen bei vorderen Knieschmerzen sind Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Yoga. Diese belasten die Kniegelenke weniger und helfen dabei, die Muskulatur um das Kniegelenk herum nachhaltig zu kräftigen.
Auch das von Ottobock entwickelte Patella Move Programm, ein spezielles Bewegungstraining für Menschen, die unter Kniebeschwerden leiden, unterstützt Betroffene bei der Rehabilitation. Es hilft dabei, Schmerzen zu reduzieren, eine schwache Muskulatur wieder zu kräftigen und die Muskelkoordination zu verbessern. Auch eine physiotherapeutische Behandlung kann helfen, die Beweglichkeit der Kniescheibe zu erhöhen und die Oberschenkelmuskulatur zu trainieren. Die Stärkung und Dehnung des Quadrizepsmuskels ist ein wesentlicher Bestandteil solcher Maßnahmen, da dieser Muskel wichtig für die Stabilisierung der Kniescheibe ist.
Eine Therapie durch Sport und Bewegung ist meist sehr erfolgreich. Die Beschwerden verschwinden bei einem Großteil der Patienten vollständig. Ein operativer Eingriff ist glücklicherweise selten erforderlich. Nur bei schweren, langwierigen Fällen und wenn sich das spezifische Problem nicht durch konservative Behandlungsmethoden beheben lässt, ist gegebenenfalls eine Operation nötig.
Wer unter sehr starken, akuten Beschwerden leidet, sollte das Knie jedoch für eine gewisse Zeit schonen im Fall akuter oder entzündlicher Vorgänge mit einer Kompresse kühlen und gegebenenfalls einen Arzt konsultieren. Dieser kann mithilfe von Untersuchungsmethoden wie Tastuntersuchung, MRT, CT oder Röntgen feststellen, ob das Gelenk weiterhin ruhig gestellt werden sollte, inwieweit Sie bedenkenlos Sport treiben können und ob möglicherweise eine andere Erkrankung die Beschwerden hervorruft. Liegt eine Entzündliche Gelenkerkrankung vor, verordnet der Arzt ggf. auch Medikamente mit einem entzündungshemmenden Wirkstoff wie Ibuprofen.
Patella Move Therapieprogramm
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Orthesen bei Patellofemoralem Schmerzsyndrom
Dank einer dynamischen Rezentrierungstechnik führt die Patella Pro die Kniescheibe stabil in der physiologischen Gleitbahn und verhindert damit ein Verschieben nach außen. Dank der Zentrierung in der Gleitbahn wird der Knorpel unter Ausnutzung der gesamten Gelenkfläche physiologisch belastet. Die Führung der Patella ist immer nur so stark, wie es für die jeweilige Bewegung notwendig ist – also vollkommen dynamisch. Wird das Kniegelenk weiter gebeugt, hilft die Patella Pro dabei, die Kniescheibe in ihre natürliche „Führungsschiene“ im Oberschenkelknochen zurückzuführen, bis sie wieder selbstständig zentriert gleiten kann. Dadurch werden Schmerzen beim Treppensteigen oder Sport schon nach wenigen Wochen spürbar gelindert. Mehr über die Handhabung und den Nutzen der Rezentrierungsorthese Patella Pro lesen Sie in den Erfahrungsberichten junger Betroffener mit Patellofemoralem Schmerzsyndrom.
Zur Unterstützung der Therapie bei vorderen Knieschmerzen und auch im Alltag bieten sich zudem Orthesen wie die Patella Pro an. Studien belegen, dass das orthopädische Hilfsmittel nachweislich zur Stabilisierung des Kniegelenks beitragen und sogar Schmerzen lindern kann. Bei Betroffenen mit Patellofemoralem Schmerzsyndrom auf Basis einer Gleitbahnstörung oder Luxationsneigung verschiebt sich die Kniescheibe vor allem bei geringen Beugewinkeln leichter nach außen. Hier hat sich die Patella Pro von Ottobock besonders bewährt. Sie überzeugt durch ihr einzigartiges Wirkprinzip und sorgt für eine gute Führung der Kniescheibe beim Beugen des Gelenks.
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